Nach gesundheitsbedingter Auszeit: Historische Führungen durch den Hagener Dorfkern gehen weiter. Rikscha-Gruppe unterstützt historische Führungen durch den Hagener Dorfkern.

Mit Rikschas zu mehr Lebensqualität bei eingeschränkter Mobilität bei Referent und Teilnehmern. (Von Thomas Lorenz)

Einem schon für abgeschlossen gehaltenen Kapitel wird nun wieder neues Leben eingehaucht. Die historische Dorfkernführung musste in Hagen vor einigen Jahren eingestellt werden, da der Referent, Dorfhistoriker Rainer Rottmann, aus gesundheitlichen Gründen seine gefragte Tour durch das Zentrum Hagens nicht mehr anbieten konnte.
Nachdem anlässlich des Hagener Kirschfestes im April diesen Jahres ein erster Kontakt zwischen der Rikscha-Gruppe und Rottmann entstanden war, wurde die Idee, dieses Projekt gemeinsam wiederzubeleben, schnell weiter vorangetrieben. Unterstützt wurden sie dabei durch die Kooperation mit der Seniorenbeauftragten der Gemeinde Hagen, so dass bereits am Mittwoch, 9. Juli dieses Jahres eine erste Führung wieder stattfinden konnte.

Warum Hagener in der Rikscha-Gruppe Motivation fürs Ehrenamt finden

Die Hagener Rikscha-Gruppe verfügt seit ihrer Gründung im vergangenen Jahr inzwischen über mehr als 30 ehrenamtliche Piloten, so werden die ausgebildeten Rikscha-Fahrer genannt. Sie hat es sich zum Ziel gesetzt, Menschen im Alter wieder mobiler zu machen und ermöglichte bisher ihre Fahrten vorwiegend den Bewohnern in den Hagener Altenheimen und der Tagespflege – in dem Projekt „Historische Dorfkernführung“ sah die Gruppe eine weitere Möglichkeit, insbesondere auch bei den älteren Hagenern über eine intensive Konfrontation mit der Historie ihres Heimatortes Erinnerungen und den Austausch von Lebensgeschichten untereinander zu fördern.

Die Kollegen aus der Nachbarschaft helfen aus

Dazu hatten die Ehrenamtler keine Kosten und Mühe gescheut und zu diesem Termin zusätzlich zu den eigenen beiden Rikschas zwei weitere Rikschas von den befreundeten Kollegen aus der Lengericher Rikscha-Gruppe auf einem Anhänger hinzugeholt. Dadurch konnten neben dem Referenten weitere sieben in der Mobilität eingeschränkte Personen mitfahren und den Vortrag verfolgen. Da auch einige kleinere Straßen mit Autoverkehr passiert werden mussten, hatte die Rikscha-Gruppe neben den vier erforderlichen Rikscha-Piloten auch einige weitere Helfer aus der Gruppe dabei, die einen reibungs- und gefahrlosen Ablauf sicherstellten.

Die Kirschgemeinde und ihre Legenden…

In eineinhalb kurzweiligen Vortragsstunden wurde eine Runde von einem knappen Kilometer durch den Dorfkern Hagens zurückgelegt. An etlichen interessanten Haltestellen konnten sich die Zuhörer bequem in Ihren Sitzbänken zurücklehnen und die unterhaltsamen aber auch historisch genauen Ausführungen des Dorfhistorikers genießen. Dabei ging es neben Zahlen und Fakten rund um die ältesten Gebäude in Hagen und deren bauliche Details u. a. auch um Großbrände und andere besondere Ereignisse seit der ersten urkundlichen Erwähnung des Dorfes im Jahr 1097. Und wer die Hagener ein wenig kennt, weiß, dass allein schon die legendäre historische Kneipensituation, an die der weithin bekannte Hagener Ferkelmarkt immer noch jedes Jahr im Herbst erinnert, Stoff für launige Erzählungen ermöglicht. Wenn diese dazu noch teilweise auf Plattdeutsch wiedergegeben werden und überlieferte Witze über kirchliche und staatliche Obrigkeit dazukommen, löst man bei Hagener Senioren ziemlich sicher viel Kopfnicken und ein breites Lächeln aus, das von ähnlichen gehörten Erzählungen, teilweise sogar eigenen Erlebnissen und vielleicht auch ein bisschen Stolz über die eigenen Gene zeugt.

Wie es weiter geht…

Nachdem die Rundtour am Startpunkt Pfarrhaus wieder endete, zeigten sich die Fahrgäste begeistert über dieses inklusive Angebot, das ihnen neben den vielen interessanten Informationen über Hagen auch eine echte Teilhabe am Dorfleben in Ihrem Heimatort ermöglichte. Diesem Gefühl konnte sich auch der Referent Rainer Rottmann anschließen, der sich bereits freut, an zwei weiteren Terminen in diesem Jahr – 13. August und 10. September – sein umfangreiches Wissen über die Historie dieses Ortes wiederum mit interessierten Menschen zu teilen. Anmeldungen dazu nimmt die Rikscha-Gruppe unter Telefonnummer 0178 3041539 gern entgegen, dort erhält man auch weitere Informationen zu dieser kostenlosen Veranstaltung.